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In Harmonie mit unserer wahren Natur

Auszug aus der Unterweisung von Meister Roland Yuno Rech
vom Frühlingslager in der Grube Louise, Mai 2019.


Alle Unterweisungen des Lagers -> Download (PDF)

Freitag, 3. Zazen

Im Sutra der 108 Dharma-Tore heißt es beim sechsundsechzigsten Tor: „Die Kraft des samadhi ermöglicht es, unwesentliche Gedanken auszublenden.“ Samadhi ist die große Konzentration von Zazen. Wenn wir völlig von der Konzentration auf die Körperhaltung eingenommen und aufmerksam auf die Atmung sind, legt sich die Unruhe im Geist.

Dennoch erscheinen weiterhin alle Arten von Gedanken. Im täglichen Leben bemerken wir sie nicht, aber während Zazen nehmen wir deutlich wahr, wie diese Gedankenflut Verwirrung stiftet. In unserem Leben ist es besonders wichtig, zu unterscheiden, was wesentlich ist. Wir leben in einer Gesellschaft der Vergnügungen. Die Werbung lockt uns, allen Arten von Wunschobjekten nachzugehen. Sie versucht, uns davon zu überzeugen, dass unser Glück vom Besitz dieser Objekte abhängt.

Während Zazen versuchen wir nicht, gegen diese Gedanken anzukämpfen, aber wir entwickeln die Kraft des samadhi, indem wir uns darauf konzentrieren, all unsere Energie für die Körperhaltung einzusetzen und tief bis ins Hara auszuatmen. Wir konzentrieren uns besonders auf den richtigen Tonus des Körpers und der Muskeln, wie ein Musiker, der die Saiten seines Instruments stimmt. In dieser Haltung sollte der Körper weder zu angespannt noch zu entspannt sein.

Wenn die Haltung stark ist, werden wir nicht mehr von den Gedanken gestört. Wir können sie beobachten, ohne ihnen zu folgen. Auch wenn ein wesentlicher Gedanke auftaucht, halten wir ihn nicht fest, aber wir nehmen ihn wahr und können uns nach dem Zazen um ihn kümmern. Oft entstehen während Zazen aus der Intuition heraus wichtige Gedanken, jedoch ist es nicht die Zeit, über sie nachzudenken.

Alle großen Lehren des Buddha sind aus seiner Zazen-Praxis hervorgegangen, doch erst in der Begegnung mit den Menschen konnte sich seine Weisheit ausdrücken. Er konnte grundlegende Fragen der Menschen über das Leiden beantworten und ihnen Vertrauen darin geben, dass es einen möglichen Weg gibt, um das Leiden zu überwinden.

Im täglichen Leben ist der Geist oft unruhig oder verwirrt. Selbst wenn ein wesentlicher Gedanke auftaucht, verliert er sich in der Verwirrung. Das ist der Grund, weshalb die Zeit des Zazen so wichtig ist. Da sich unsere Weisheit manifestieren kann, um unsere völlige wechselseitige Abhängigkeit mit allen Wesen besser zu verstehen, bekommen wir die Möglichkeit, Einfluss auf die Welt zu nehmen, in der wir leben.

Diese Welt ist mehr und mehr eine Welt des Menschen geworden. Der Mensch hat alle Arten von Techniken entwickelt, um die Natur auszubeuten. Und weil er von seiner Gier, einem der großen Gifte des Geistes, konditioniert wird, achtet er nicht auf die schädlichen Auswirkungen seiner Industrie. Daher ist es in dieser unruhigen Welt, in der wir leben, dringend nötig, sich hinzusetzen und zu versuchen, klar zu sehen. Was ist wesentlich? Was ist wichtig? Wir sollten aufhören, unsere Zeit damit zu verlieren, illusorische Dinge zu verfolgen, und uns stattdessen der schädlichen Auswirkungen unserer Illusionen auf die Umwelt bewusst werden, um ihnen ein Ende zu setzen.

Die grundlegende Ursache der aktuellen Umweltprobleme ist das Nicht-Erwachen des Menschen. So lange man nicht erwacht ist, kann man kein zufriedenes Leben führen und nicht wahrhaft glücklich sein. Stattdessen versucht man, sein Unglück zu kompensieren. Wie ich es bereits in der Vorbereitungszeit gesagt habt, sollten wir uns an die Lehren von Meister Ryokan erinnern, dem großen Dichtermönch. Er sagte: „Liebe Freunde, ich habe einen Rat für euch. Um wahrhaft glücklich zu sein, braucht man nicht viel.“

Wer tief Zazen praktiziert, findet großen geistigen Frieden. Selbst wenn alle Arten von Gedanken oder Wünsche erscheinen, erkennen wir sie als Illusionen. So verlieren sie ihre Kraft, uns zu verführen und uns vom Weg abzulenken. Wir erkennen, dass, wie Meister Deshimaru empfahl, der wahre Weg des Glücks darin besteht, uns mit unserer wahren Natur zu harmonisieren und der kosmischen Ordnung zu folgen.

Dieses Glück darf aber nicht zu einem neuen Wunschobjekt werden. Es ist das natürliche Ergebnis unserer vertrauensvollen Praxis, mit dem Vertrauen in die Tatsache, dass wir bereits die Wirklichkeit sind, zu der wir erwachen sollen. Mit anderen Worten, der Weg ist nicht nur unter unseren Füßen, sondern in uns selbst. Dies können wir erkennen, wenn wir vor der Wand sitzen und den Blick nach innen richten. Es ist das große Verdienst von Zazen, uns dies zu ermöglichen, und diese Erfahrung können wir mit den anderen teilen.